#theater

17.01.2020 - 20:00

Bartleby

Niemand weiss, wie sie funktioniert. Niemand weiss, ob sie funktioniert. Ab jetzt weiss man, dass sie existiert

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Niemand weiss, wie sie funktioniert. Niemand weiss, ob sie funktioniert. Ab jetzt weiss man, dass sie existiert: Die neue Theaterperformance von a.c.m.e,- ist auch gleichzeitig ein Seminar, eine Erfahrung, eine Meditation und eine Transformation.

„Die Bartleby Methode“ nach Hermann Melville, Hartmut Rosa und anderen

Die neue Produktion von Theater a.c.m.e,- wendet sich gegen die zwanghafte Produktivität. Darin liegt der Widerspruch, aber auch die Chance. Dafür bildet Hermann Melvilles Erzählung „Bartleby - Der Schreiber“ den Ausgangspunkt.

Vor 200 Jahren wurde der Autor Herman Melville geboren, weithin bekannt als Autor von Moby Dick, das 1951 veröffentlicht wurde und erst später als das große Werk wahrgenommen wurde, als das es bis heute noch gilt. Zwei Jahre später erschien seine Erzählung „Bartleby, the Scrivener“. Es ist eine einfache Erzählung über einen Mann namens Bartleby, die allerdings einen absurden Verlauf nimmt und vor allem vielschichtige Deutungen erlaubt. „Anfangs bewältige Bartleby eine großes Maß an Betriebssamkeit. Kopierte bei Sonnenschein und Kerzenschein. Er schrieb. Er schrieb …“ In einer Zeit, die heute als der Beginn des modernen Kapitalismus gelten kann, bekam ein Mann namens Bartleby eine Stelle als Schreiber in einer Anwaltskanzlei in der Wall Street der Boomtown New York. Zeit wurde gerade zu Geld, Geld gab den Takt des Tages vor, Bürotürme entstanden wie gleichzeitig neue soziale Schichten, alles wurde teurer, die Zeichen standen auf Veränderung. Da wurde ein fleissiger Schreiber und Kopist gebraucht und Bartleby war in seiner Bescheidenheit vorbildlich. Doch dann kam der Punkt, an dem Bartleby von seinem Schreibtisch weggebeten wurde um das Geschriebene mit den anderen Schreibern zu korrigieren und Bartleby sprach erstmals seinen berühmten Satz: I would prefer not to. Unglaublich und kraftvoll, doch in aller Sanftheit geäußert, verweigerte Bartleby ab nun jegliche Aufgabe mit eben diesem Satz. Man wird noch öfters den Versuch machen, ihn zu einer Tätigkeit zu bewegen, aber Bartleby wird es immer vorziehen, es nicht zu machen, wird als eine Art unproduktiver Geist inmitten der betriebsamen Anwaltskanzlei existieren, vom Anwalt toleriert und sogar mit einer Art Faszination beobachtet, und diese erst verlassen, als die alte Zeit an der Wall Street tatsächlich von einer absolut unempathischen neuen Zeit abgelöst wird. Er landet im Gefängnis, wo er schlußendlich stirbt. „Oh Bartleby! Oh Humanität!“ lauten die letzten Sätze der Erzählung.

Ausgehend von diesem Stoff erschafft a.c.m.e,- Die Bartleby-Methode. Wie sie funktioniert, weiß a.c.m.e,- selbst noch nicht, auf jeden Fall anders als man erwartet. Denn a.c.m.e,- lässt wie immer nicht einfach den Text performen sondern holt ihn ins Hier und Jetzt, bearbeitet, überschreibt und erweitert Melvilles Ausgangstext. Bartleby ist mehr als ein Text, es ist ein Gefühl, es ist eine Haltung in einer Zeit, in der man in all der Beschleunigung unter die Räder kommt. Da muss man raus. a.c.m.e,- denkt es sich aus. Mit Mitteln der Massenhypnose und -suggestion bringt a.c.m.e,- die gemeinsame Zeit der Aufführung zum Schwingen, gemeinsam mit dem Publikum macht sich der Master of Ceremony Radu Vulpe auf den Weg der konsequenten Verweigerung. Es ist eine Performance, eine Meditation, eine Erfahrung, stille Revolution und eine Transformation gleichzeitig. Und das beste ist, dass das Erlebnis mittels Kopfhörer störungsfrei direkt in die Köpfe der Zuschauer gelangt. Man muss sich nur trauen … sonst niemand.

Mit Martin Dueller, Andreas Thaler, Radu Vulpe

Infos: www.acmeonline.org


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