Die Metamorphose des Kulturhof:villach hat sich vollzogen
Es ist das Jahr 2021. Es wird das Jahr der nachhaltigen Wiedereröffnung des gesamten Kunst- und Kulturbereichs. UND - es ist auch ein ganz besonderes Jahr für den Kulturhof:villach. Seit 10 Jahren steht der Kulturhof:™ als fest verankerte Institution für einen diversen Mix aus Konzerten, Theater, Lesungen und Ausstellungen, ein Programm, das einen großen und wichtigen Teil des lokalen Kulturlebens ausmacht und mit nationalen wie internationalen Künstler*innen in den letzten 10 Jahren immer wieder Neues und Spannendes präsentierte. Im Jubiläumsjahr 2021 feiert der Verein kult:villach seinen 10. Geburtstag und begab sich vor Wiedereröffnung in eine Metamorphose, eine Verwandlung und Umgestaltung auf vielen Ebenen – der Kulturhof:keller als Haupt-Veranstaltungsort wird durch weitere Elemente wie z.B. den Klang:korridor und Ausstellungsflächen im Kulturhof erweitert und schafft hiermit einen niederschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur als lebendige Begegnungsstätte im Villacher Innenstadt-Alltag.
Der Kulturhof:™ist nunmehr ein noch breiter aufgestelltes und großflächigeres Kulturzentrum im Herzen der Villacher Innenstadt, mit Strahlkraft über die Grenzen des Landes hinaus. Die Neugestaltung des Kulturhof:™ hat der Künstler und Designer Sascha Mikel (breadedEscalope, “Goto”) mit einem neuen Raum- und vor allem Farbkonzept übernommen. Schon am Eingang werden die Besucher*innen des Kulturhof:™ mit sich verästelnden Farbstrichen abgeholt, die sich wie Myzelien eines Pilzes durch den gesamten Kulturhof:™ ziehen und die einzelnen Elemente im Innenhof, im Hinterhof mit Urban Art Wall, Bühnenraum und Proberaum und den Räumlichkeiten im Keller (Bar, Hauptbühne, Ausstellungsfläche) verbinden.
Das Gesamtkonzept zieht sich nunmehr bis zu den WC-Anlagen, selbst dort gibt es eine künstlerische Überraschung - mehr wird erst bei der Eröffnung präsentiert.
Am 22. Mai, ab 16:00 Uhr, ist es soweit: der Kulturhof:villach sowie die neue Tapas Bar Sem Jeito öffnen ihre Flügeltüren. Kunst- und kultur-ausgehungerte Besucher*innen können sich an akustischen, visuellen und kulinarischen Häppchen laben und die neu gestalteten Bereiche des Kulturhof:villach erkunden.
Ab 18:30 Uhr gibt es die offizielle Eröffnung im Hinterhof mit Vorstellung der Künstler*innen unter Einhaltung der aktuell vorgeschriebenen Corona-Maßnahmen. Dazu gibt es eine begrenzte Besucher*innenanzahl und Registrierungspflicht. Die Besucher*innen werden um Anmeldung per Mail an office@kulturhofvillach.at oder per Tel. +43 69915088177 gebeten.
Zu den Künstler*innen und Projekten
Sascha Mikel *1985
Geboren am 02.03.1985 in Klagenfurt, Kärnten, lebt und arbeitet in Wien und Kärnten. Nach 5-jähriger Ausbildung für Industriedesign, und 2-jährigem College für Objektdesign, MA-Studium für Product & Spatial Design an der Kingston University, London. Danach Diplomstudium Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, Klasse textuelle Bildhauerei bei Heimo Zobernig. Theoretische Magisterarbeit in „Philosophie & ästhetische Theorie“ bei Dr. Ruth Sonderegger. Mitgründer des 2007 entstandenen Kunstverein „Goto“ (www.gotoclub.at). Seit 2008 mit Martin Schnabl und Michael Michael Moser unter dem Namen breadedEscalope (www.breadedescalope.com, www.be-studio.at) als Künstler & Designer tätig (2018 Outstanding Artist Award, Staatspreis für experimentelles design). International in Sammlungen vertreten und an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. Seit 2012 auch als Bühnenbildner für diverse Theaterproduktionen tätig.
(Werkbeschreibung lang):
“Zentrum ohne Zentrum”
Den Kulturhof in einem größeren Zusammenhang zu fassen und ein Konzept zu generieren, das längerfristig verfolgt und umgesetzt werden kann… dass „System“ Kulturhof als solches in seinem Facettenreichtum besser erkennbar und dadurch auch erfahr- und benennbar zu machen. Eine Plattform für Kulturschaffende, wie sie der Kulturhof in unterschiedlichster Art und genreübergreifender Form bietet, ist kein Ort oder Zentrum per se, es ist immer etwas Lebendiges, Sich-weiterentwickelndes, Dynamisch-veränderndes, das nicht abgeschlossen oder isoliert betrachtet oder erfahren werden kann. Es ist, im Gegenteil, exzentrisch und steht in einem interdependenten Verhältnis, offen nach innen und nach außen, vernetzt mit der Stadt und den Kulturschaffenden. Der Kulturhof kann als Symbiont bezeichnet werden, der mit der Stadt eine Beziehung eingeht, die beiderseitigen Nutzen bringt. Er wuchert aus, übernimmt Freiräume und „kultiviert“ sie. Dabei geht er rhizomer vor: (Ein Beispiel aus der Natur wären Pilze: Über ein Sprossachsensystem verbreiten sie sich und bilden interkommunikative Fruchtkörper (so bilden sie auch den größten Organismus der Erde)). Auch wenn die „Früchte“ dieser Beziehung von Kulturarbeiter*innen und Stadt nicht immer gleich in einem oberflächlichem „Nutzungsszenario“ erfahrbar werden, finden sie immer subversiv ihren Weg die Gemeinschaft grundlegend zu bereichern. Diese grundlegenden Gedanken sollen auch Eingang in die künstlerische Neugestaltung des Kulturhofs finden: Der Kulturhof soll als System, das sich orts- und größenunabhängig ausbreiten kann, in all seinen Facetten auch visuell erfahrbar werden. So wird ein identitätsstiftender gestalterischer Rahmen von starker Farbe, Material und Form geschaffen, der mit viel Widererkennungswert, orts- und größenunabhängig implementiert werden kann. Über Wände, Böden und Objekte breitet sich so die definierte Farbe wie Schimmel aus, bildet konzentrierte Bereiche, die in Installationen und Skulpturen übergehen. Alles ist somit visuell verbunden und hat doch kein Zentrum (rhizom). Die Kulturarbeit wird im Konzept wörtlich genommen, so finden sich Halbzeuge (Baugitter, Armierungsstahl) und Werkzeuge (Schubkarren, Sackrodel, etc…) als Trägerelemente wieder. Grenzen zwischen Gebrauchsobjekt und Kunstwerk werden bewusst untergraben und in beide Richtungen überschritten: Funktionales und Funktional-anmutendes steht neben- oder aufeinander.
Mimu Merz *1983
Akustisch eröffnet wird der Kulturhof:™ mit einer Soundinstallation der Künstlerin, Darstellerin, Musikerin, Schreibenden, Mimu Merz. Sie ist seit 2019 Lektorin am Institut für Sprachkunst an der Univ. für angewandte Kunst, Wien und gewann, unter anderem, in Zusammenarbeit mit Miriam Schmidtke, den Ö1 Hörspiel-Publikumspreis 2020. Besucher*innen wie Passant*innen werden bereits am Eingang des Kulturhofs von den Klängen der “Schleife - Fisch im Treibsand”, der Klanginstallation von Mimu Merz, direkt ins Geschehen hinein gesaugt. Es handelt sich um eine “Komposition, bestehend aus Schichtung, Looping und Zerhackung von Gesang und gesprochenem Wort in englischer und deutscher Sprache. Zentrales inhaltliches Motiv ist hierbei ein sich mit wechselnder Intensität im Kreis drehender innerer Monolog, der zwischen formaler Klarheit und nebulöser Stimmwolke changiert und dabei Befindlichkeiten in Zeiten eines zunehmend digitalen Miteinanders ausverhandelt”, so Mimu Merz.
Selina Gassinger *2002
Für visuelle Eindrücke sorgt die Nachwuchskünstlerin Selina Gassinger alias Dan, die sehr international in Neuseeland, Malaysia und Thailand aufwuchs und erst seit 2015 wieder in Kärnten lebt. Zurzeit ist sie Schülerin des Kunstzweiges der CHS Villach. Mit ihrer “Recovery”-Installation in der wohl kleinsten Galerie Kärntens, setzt sie das Ich mit großem i, das Bewusstsein, die Identität und das Ego in den Mittelpunkt ihrer Kunst und gibt mit ihrem Projekt sehr persönliche Einblicke in einen Prozess der Erholung und Selbstverbesserung.
Paulina Molnar *2001
Nachdem Besucher*innen in diese Klang- und Bildwelten eingetaucht sind, erwartet sie eine weitere Neuerung - die KSulturhof:artwall. Die Nachwuchskünstlerin Paulina Molnar, Preisträgerin des Bruno-Gironcoli-Förderpreises 2021 stellte ihre Kunst schon im UNIKUM Klagenfurt, der Galerie Freihausgasse, dem Kulturhof:keller Villach und im Dinzlschloss Villach aus. Nun benutzt sie die Kulturhof:artwall als überdimensionales Buch und vereint darauf Gedanken und Momentaufnahmen als Schrift und Skizze vereint.